Unternehmerische Nachhaltigkeit: ein Oxymoron?
Dieser Frage wollten die beiden K2-Geographiekurse von Frau Rahn-Vierneisel und Herrn Krimmer nachgehen, als sie sich zu einem Vortrag von Prof. Dr. Jacob Hörisch einfanden. Glücklicherweise wussten die Schülerinnen und Schüler bereits aus dem Deutschunterricht, dass als Oxymoron bezeichnet wird, was einen Widerspruch in sich selbst darstellt. Der Vortrag passte hervorragend ins Themenfeld "Wirtschaftsstrukturen und -prozesse", der im Bildungsplan für unsere Junggeographen vorgesehen ist. Er verdeutlichte auch, wie fächerübergreifendes Denken mittlerweile zu den Grundpfeilern für Zukunftsforschung gehört.
Für die meisten (Laien) kommt der Begriff der Nachhaltigkeit eher aus dem ökologischen Bereich und richtet den Blick auf unseren Umgang mit den endlichen Rohstoffen unserer Erde. Besonders im Zusammenhang mit dem Ausstoß von Treibhausgasen und der daraus resultierenden Klimaerwärmung stehen Großunternehmen nicht gerade im Ruf, ihre Firmenpolitik auf Nachhaltigkeit hin auszurichten.
Professor Hörisch hat bei unseren Schülerinnen und Schülern gleich mit beiden Irrtümern aufgeräumt. Da war zunächst die Definition von Nachhaltigkeit, die neben der Begrenzung von Ressourcenverbrauch und Klimawandel auch den Kampf gegen Armut und Kinderarbeit einschließt. Natürlich geht es um den Erhalt der Biodiversität, aber auch um handfeste ökonomische Größen wie den Mindestlohn oder soziale Begriffe wie die Generationengerechtigkeit.
Wenn Großkonzerne eine nachhaltige Firmenpolitik betreiben, dann tun sie dies, weil sie "Gutes tun und darüber reden" (müssen), um in Medien und Öffentlichkeit ein positives Image und damit steigende Absatzzahlen generieren zu können. Auf der anderen Seite gelingt es jedoch nicht nur DAX30-Unternehmen, ein fundiertes Nachhaltigkeits-Management zu implementieren. Auch kleine und mittelständische Betriebe, die nicht mit den Kosten für den Emissionszertifikatehandel kalkulieren müssen, erzielen durch ihr Nachhaltigkeitsengagement beachtliche wirtschaftliche Erfolge.
Sehr zur Freude unserer Kursstufe brachte Professor Hörisch hier das Beispiel einer kleinen Brauerei, die sich gegen das Sterben regionaler Bierhersteller stemmte und durch die Umsetzung ihres Wissens über Nachhaltigkeit zum Marktführer für Bio-Bier avancierte.
Neben all den interessanten Informationen zum Thema der unternehmerischen Nachhaltigkeit war die Vita von Prof. Dr. Jacob Hörisch für unsere Abiturienten besonders beeindruckend: innerhalb von acht Jahren vom Studenten der Geographie, Wirtschaftswissenschaften und Politikwissenschaft in Heidelberg zum Juniorprofessor der Alanus Hochschule bei Bonn, mit Zwischenstationen in Großbritannien und den USA.
Für unsere K2 bedeutete dies auch einen unerwarteten Einblick in eine akademische Welt, in der Professoren nicht trocken und verstaubt über ihr Nischenwissen referieren, sondern frisch und unprätentiös Aktuelles (Klimagipfel!) mit Wissenschaft verbinden (Näheres zum Bachelor-Studiengang für Betriebswirtschaftslehre an der Alanus Hochschule finden Sie hier). Und dann hat dieser Professor auch noch eine besonders sympathische Lebensgefährtin - aber darum soll es an dieser Stelle natürlich nicht gehen.
Vielen Dank an Professor Hörisch für diese Einblicke und an alle, die diesen Besuch ermöglicht haben!