Ende Juni packten die Schülerinnen und Schüler der Kursstufe ihre gelben Reclam Heftchen ein und pilgerten zum Nationaltheater Mannheim, um sich die Tragödie Faust I von Johann Wolfgang von Goethe anzusehen. Der angenehm klimatisierte Theatersaal konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er verdächtigerweise komplett mit Folie ausgelegt war. Eine Sauerei war also vorprogrammiert.
Es begann, wie es beginnen musste: Der frustrierte Gelehrte Faust verzweifelt an seinem Streben nach Erkenntnis. Doch scheitert nicht nur die intellektuelle Entgrenzung, sondern auch der Versuch, seine schmutzigen Socken in einer Pfanne – mit einigen Omlettresten – zu reinigen. Ein dreieiniger Mephisto rettet ihn schließlich aus seinem verzweifelten Langzeitstudentendasein und schließt mit ihm die berühmteste Männerwette des deutschen Theaters. Das Ende ist bekannt, der Weg dorthin wurde überaus kurzweilig inszeniert. Ständig gelingt es dem Regisseur das Publikum auf dem falschen Fuß zu erwischen. Sei es, dass er ganze Passagen anderen Figuren in den Mund legt, wilde Schwarzlichtpartys choreographiert oder die erste Reihe unfreiwillig zur Bierdusche einlädt. Am Ende triumphiert jedoch weder der dreiteilte Mephisto noch Faust. Das Stück interpretiert Gretchen als emanzipierte Frau, die sich der männlichen Dominanz entziehen kann. Sterben muss sie am Ende allerdings trotzdem. 2019 oder 1808 - eine Tragödie bleibt nun mal eine Tragödie.
Vielen Dank an Herrn Müller für diesen kurzweiligen Text und die Begleitung, gemeinsam mit Frau Döderlein, Herrn Kuhn und Herrn Kurszewski!