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K2-Franzosen bei Grimbert

Un secret

... das sich nicht ganz lüften lässt! Unser Neigungskurs Französisch fuhr mit Frau Glos zur Autorenlesung nach Heidelberg. Bereits im Unterricht hatten die Schülerinnen und Schüler sich mit dem autobiographischen Werk Philippe Grimberts auseinandergesetzt, dieses Pariser Psychoanalytikers, der als ungewöhnlicher Quereinsteiger zur Schreibkunst kam. Unaufgeregt, nahezu poetisch schrieb Grimbert die Geschichte seiner jüdischen Familie auf, den bekennenden Parisern mit Bukarester Vorfahren, die alles daran gesetzt hatten, jeglichen jüdischen Klischees zu widersprechen. 

Was ihnen im von Nazis besetzten Frankreich natürlich nichts nutzte - und in dieser Zerrissenheit setzt auch die eigentliche Dramatik dieser Familiendynamik ein.Philippe Grimberts Vater war bereits verheiratet und hatte einen Sohn aus dieser Ehe, verlor Frau und Kind jedoch in Auschwitz. Erst in zweiter Ehe mit der Schwester der Ermordeten kam sein Sohn Philippe zur Welt. Und dieser wurde verschont von dem Wissen um das Schicksal des älteren Bruders, sollte keine seelischen Schaden davontragen angesichts der ungeheuerlichen Tragik.

Bereits als Teenager kam Philippe hinter das Familiengeheimnis, "le scret", doch erst als die Eltern nicht mehr leben, nimmt er sich der Geschichte seines Bruders an. Er lässt ihn noch einmal aufleben, um ihn damit zur letzten Ruhe tragen zu können. "Dieses Buch würde sein Grab sein" heißt denn auch der Schlussatz dieser sehr anrührenden Familiengeschichte.

Nach der Lesung im Audi Max beantwortete Philippe Grimbert die im Vorfeld eingereichten Fragen der vielen Zuhörerinnen und Zuhörer. Es war beeindruckend, mit welcher Offenheit der Autor auch persönlichere Fragen beantwortete. Dabei erfuhren die Zuhörer, dass jede seiner Lesungen für Grimbert eine Auseinandersetzung mit seiner Geschichte bedeutet, dass immer wieder neue Aspekte, neue Interpretationen auch ihn dazu bewegen, die Seiten seiner Lebensgeschichte erneut aufzuschlagen und mit anderen Augen zu lesen.

Ein intensives Erlebnis, wenn Pflichtlektüre lebendig wird - vielen Dank, Frau Glos!