Niemals vergessen
Kein leichtes Erbe, das unsere neue Geschichtsfachschaft angetreten hat: Bereits im letzten Schuljahr wandte sich die Stadt Weinheim an ihre weiterführenden Schulen mit der Bitte um Beiträge zum Gedenken an die Pogromnacht am 9. November 1938. Weiteres war noch nicht geplant - Herr Pöhler und Frau Porteck hatten also freies Feld für Kreativität gepaart mit Sachverstand.
Nach drei Stunden Recherchearbeit im Weinheimer Stadtarchiv stand für unsere Geschichtslehrer fest, dass die Darstellung von Einzelschicksalen die Verbrechen der Nazis an der jüdischen Gemeinde Weinheims dem Publikum besonders intensiv nahebringen könnte: die Lebensgeschichten von Max Hirsch, Margot Seewi und Hugo Rothschild.
Dann wurden die Archivtexte gekürzt und für eine szenische Darstellung aufgearbeitet. Die Schülerinnen und Schüler haben ihre Texte jedoch nicht nur stur auswendig gelernt - um ehrlich zu sein, geschah dies bei manchen eher (sehr) spät im Probenverlauf - unsere Jungschauspieler konnten auch eigene Ideen einbringen. So zeigten sie in einer selbst gedrehten filmischen Rückblende, mit wie viel Hoffnung, Stolz und Freude 1906 die Weinheimer Synagoge eingeweiht worden war. Gerade die Unbeschwertheit, die Normalität und Selbstverständlichkeit dieses Festes entlarvt die Perfidie der folgenden Zerstörung durch die Nazi-Schergen unter den Augen der Bevölkerung.
Tatkräftigt bei den Dreharbeiten unterstützt wurde die Projektgruppe von der Dritten im Geschichtsbunde: Frau Augustat. Sie übernahm mit unserer Theaterexpertin Fe Vajna auch den rhetorischen und schauspielerischen Feinschliff unserer Zehntklässler.
Herausgekommen ist ein Beitrag, der in seiner Eindringlichkeit nur hoffen kann, dem Schicksal der jüdischen Mitmenschen in Weinheim gerecht zu werden. Vielen Dank allen Beteiligten für ihr großes Engagement!
Die Schlusszene stammt aus der Feder der jungen Darsteller und schlug eine eindringliche Brücke in die Gegenwart:
"Wie viele Scherbenhaufen müssen denn noch entstehen?"
"Wie viele Häuser müssen denn noch brennen?"
"Wie würdest du dich fühlen, wenn du hier nicht erwünscht wärst?"
[Gemeinsam ans Publikum gewandt] "Wie würdet ihr euch fühlen, wenn ihr hier nicht erwünscht wärt?"
Einen kleinen Eindruck von der Aufführung erhalten Sie hier. Um die Veranstaltung nicht zu stören, haben wir auf aufwendige Aufnahmen verzichtet. Wir bitten, die schlechte Videoqualität zu entschuldigen.