Weimarer Kultur-Express zeigt "Alkohol"
Stefan trifft Steffi. Vorm "Meadows", seiner Stammkneipe. Zum Glück für den eigentlich eher schüchternen Jungen hat er bereits vorgeglüht - da sollte es doch klappen mit der Anmache?! Tatsächlich lässt sich Steffi von seiner nächtlich dargebotenen Expertise in Astronomie beeindrucken. Und wenn für Steffi das Trinkverhalten von Stephan zunächst eher etwas befremdlich ist, wird Alkohol schnell zum wegweisenden Faktor für ihre Beziehung. Das einsame Mädchen und der ehemalige Außenseiter: Sie kaschieren ihre Verletzlichkeit mit der Fröhlichkeit der Angetrunkenen und beginnen langsam, ihre Schutzmechanismen abzulegen.
Bis es zur Nacht der Nächte kommt: Mal wieder sturmfreie Bude bei Steffi, deren Mutter so oft von zu Hause fort ist. Kerzenschein und Flugzeuge im Bauch. Was jedoch mit zarten Hoffnungen beginnt, führt schnell zum Absturz. Stephans zu schnell angetrunkener Mut wandelt sich in lallende Geistlosigkeit und setzt ihn für die nächsten Stunden schachmatt. Das war's mit der Romantik. Und Steffi? Wieder hatte sie Nähe erhofft, wieder steht sie alleine da. Doch sie hat gelernt von Stephan: Der Griff zur Vodkaflsche mildert den Schmerz - bis der nächste Tag anbricht. Mit Kopfschmerzen, Übelkeit und genau derselben Enttäuschung wie am Abend zuvor. Doch die beiden Verliebten machen einfach den Tag zur Nacht der Nächte und alles fügt sich. Zunächst.
Es folgen Wochen voller Feiern und Kneipengänge. Steffi wird "erstes weibliches Ehrenmitglied" in Stephans Clique - die Einsamkeit hat ein Ende. Die schulischen Erfolge auch - bis Stephans Eltern eingreifen und ihm Hausarrest erteilen. Bis Steffi einen blauen Brief an ihre Mutter abfängt und "aufwacht". Die beiden verlieren den Kontakt zueinander und fangen sich. Bis Stephan wieder vor der Tür steht und das Wiedersehen in gewohnter Manier feiern will. Dieser Abend jedoch endet fatal: Steffi fällt ins Koma und Stephan geht stiften, um nicht erwischt zu werden. Ende offen.
So weit das Stück von Patric Tavanti. Die beiden Darsteller Kristin Hörmann und Simon Weiskopf nahmen sich nach der Vorstellung noch Zeit, um mit unseren Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen. Im Anschluss daran ließ Frau Wacker Fragebögen ausfüllen, in denen die Acht-, Neunt- und Zehntklässler anonym ihre Meinung zu Stück und Thema äußern durften. Allgemein wurden die schauspielerischen Leistungen des Weimarer Kultur-Express und das mit wenigen Handgriffen umgestaltete Bühnenbild gelobt. Die bereits recht gut informierten Älteren hielten jedoch eine jüngere Zielgruppe für sinnvoller. Viele Schülerinnen und Schüler, in deren Leben Alkohol bis jetzt noch keine Rolle spielt, fühlten sich in ihrer Haltung gestärkt. Wenn hier ein bisschen Mut gesät wurde, im Zweifelsfall auch Freunden gegenüber "Nein" sagen zu können, dann waren diese beiden Stunden ein schöner Erfolg.
Vielen Dank, Frau Wacker, dass Sie dieses Jugendtheater an unsere Schule geholt haben!