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Jugend unterm Hakenkreuz - Zeitzeugen erzählen

Eine besondere GFS durfte unsere Klasse 9b kurz vor Weihnachten im Fach Geschichte miterleben. Lili Engelhardt hatte sich das Thema „Jugend unterm Hakenkreuz“ ausgesucht und informierte ihre Mitschülerinnen und Mitschüler über die Manipulation von Jugendlichen durch die Hitlerjugend (HJ) und den Bund deutscher Mädel (BdM) zur Zeit des Nationalsozialismus.

Lili hatte sich dieses Thema nicht ohne Grund ausgesucht – und diesen Grund hatte sie auch gleich mitgebracht. Ihr Opa, Hans-Joachim Dörner, geboren 1930, war als Jugendlicher Mitglied in der HJ und stellte sich als Zeitzeuge zur Verfügung. Der interessierten Klasse erzählte er, was er für Abenteuer in der HJ erlebte und wie er durch die nationalsozialistische Propaganda irregeführt wurde.
„Wir haben da als Jugendliche gar nicht drüber nachgedacht“, erzählte Herr Dörner, „wir haben mit tollen Kameraden aufregende Sachen erlebt, die den Gemeinschaftssinn prägten.“ Dass das alles Teil der nationalsozialistischen Propaganda war und er zu einem treuen Soldaten des NS-Regimes herangezogen werden sollte, sei ihm dann später klargeworden.
Dank seines Geburtsjahrgangs entging Herr Dörner dem Einzug in den sogenannten Volkssturm, bei dem in der Endphase des Zweiten Weltkrieges alle Männer zwischen 16 und 60 Jahren sich als letztes Aufgebot den heranrückenden Alliierten in den Weg stellen sollten. Dieses Glück hatte der Bruder seiner Frau, Margot Dörner, nicht, der zu diesem Zeitpunkt bereits 16 Jahre alt war. Frau Dörner schilderte mit bewegenden Worten das Schicksal ihres Bruders, der auf dem Weg an die Frontlinie von seinem Volkssturm-Bataillon flüchtete und sich bis zu seinem Elternhaus durchschlug.
Ihre Worte sorgten für Gänsehaut bei allen Zuhörerinnen und Zuhörern, während sie erzählte, wie ihre Eltern den Bruder im Holzschuppen versteckt hielten und in welcher Gefahr sich die Familie befand, als SS-Angehörige das Haus nach dem Flüchtigen durchsuchten. Obwohl sie selbst noch sehr klein war, verspürte sie zu diesem Zeitpunkt die Atmosphäre des Schreckens, welche die SS-Leute mit ins Haus brachten.

Nachdem Herr und Frau Dörner ihre Geschichten erzählt hatten, durfte die Klasse ihnen Fragen stellen – ein Angebot, das rege genutzt wurde. Besonders der Kriegsalltag mit all seinen Schrecken interessierte die Jugendlichen; aber auch der Unterschied zwischen der Schule in der NS-Zeit und der heutigen wurde thematisiert.

Ihre GFS schloss Lili selbst mit einem treffenden Aufruf ab: „Das Thema hat mir gezeigt, wie leicht Jugendliche in unserem Alter zu manipulieren sind. Wir müssen hinschauen, wer uns was erzählt und dürfen nicht leichtfertig alles glauben!“

Vielen herzlichen Dank an Herrn und Frau Dörner für Ihre Zeit und Ihre Bereitschaft, Ihre Erlebnisse mit uns zu teilen und all die Fragen offen und ehrlich zu beantworten!