Knigge-Seminar in den zehnten Klassen
Ein paar ihrer Mitschüler rieben sich erstaunt die Augen, als sie unsere Zehntklässlerinnen und Zehntklässler in ungewohnt chicer Anzugsordnung erblickten - hatte die SMV etwa einen Mottotag ausgerufen, der in Vergessenheit geraten war?
Natürlich nicht - in dieser Hinsicht klappt der Schulfunk eigentlich immer! Also musste es mit dem feinen Zwirn eine andere Bewandtnis haben, wie sich auf Nachfrage auch sofort herausstellte: In Vorbereitung auf mögliche Vorstellungsgespräche fürs BOGY-Praktikum bietet unsere Schule den zehnten Klassen traditionell ein Knigge-Seminar an, das ein wenig Feinschliff in den ungewohnten Umgang mit Vorgesetzten bringen sollte.
Nach einer kurzen Theorieeinheit - die berühmten ersten drei Sekunden, in denen man einen bleibenden Eindruck hinterlässt - ging es gleich ans Praktizieren der Begrüßungsregeln. Ausgangssituation: Der Opa sucht mit seinem Enkel wegen einer erfolgreichen Matheklassenarbeit eine (elektronische) Belohnung aus, und die beiden treffen an der Kasse den Mathelehrer. Wen muss der Enkel jetzt wem vorstellen? Wer ist der "Ranghöhere"? Wie kommen die drei in ein unverbindliches Gespräch? Und vor allem: Wie kommen sie wieder heraus?
Nach mehreren von Gelächter unterbrochenen Anläufen waren die Hierarchien klar, die höflichen Formulierungen ausprobiert und der Mathelehrer in seinen wohverdienten Feierabend entlassen. Jetzt ging's in eine kurze Vorstellungsrunde, in der unsere Zehntklässler mit angemessener Körperhaltung, Mimik und Gestik sich selbst präsentieren sollten, ohne dabei Standardphrasen zu verwenden. Da können drei Minuten schon mal lang werden! Und es kamen versteckte Talente zu Tage, die mit viel Charme und Witz bei möglichen Personalchefs einen durchaus bleibenden Eindruck hinterlassen könnten.
Nach einem Sektempfang wechselte die Gesellschaft in die Mensa, deren Tische schön herbstlich dekoriert wurden, um dem Cercle einen angemessenen Anstrich zu verleihen. Die Gastgeber begrüßten formvollendet, die Ehrengäste hielten launige Laudationen und das Essen wurde noch nie mit so viel Besteck in so viele höflich parlierende Münder befördert.
Gut zu wissen, dass man's kann, wenn es darauf ankommt!