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Fremd sein - zuhause sein

Ich will auch zu einer Familie nach Hause kommen –

Besuch des Flüchtlingsjungen Mostafa in der 8b

Im November und Dezember haben wir uns im Deutschunterricht bei Frau Grünewald mit dem Thema „Fremd sein/Zuhause sein" beschäftigt. Dabei haben wir gelernt, wie aus Klischees, Stereotypen und Unwissenheit Vorurteile entstehen und was wir tun können, um uns diese bewusst zu machen und sie zu überwinden. In Zeiten, in denen immer noch viele Menschen vor Krieg, Armut und politischer/religiöser Verfolgung zu uns nach Deutschland fliehen, haben wir uns in unseren Erörterungen die Frage gestellt, was man tun kann, damit ein multikulturelles Miteinander gelingt.

Dazu hielten zwei Schüler unserer Klasse ihre GFS: Kai-Linus Wieland klärte uns darüber auf, aus welchen Gründen Menschen ihr Heimatland verlassen, welche Routen sie wählen und was bei ihrer Ankunft in einem Erstaufnahmeland passiert. Tom Heyden erklärte uns, wie das Asylverfahren in Deutschland abläuft und welche Integrationsmaßnahmen unsere Bundesregierung für Flüchtlinge durchführt.

Toms Familie hat an Silvester 2016 ein Flüchtlingsheim besucht, um mit den Asylbewerbern den Jahreswechsel zu feiern. Dort lernten sie den damals 17-jährigen Mostafa kennen, der inzwischen bei ihnen lebt und den Tom zu einem Interview im Rahmen seiner GFS in die Klasse 8b einlud.

Mit 14 Jahren verließ Mostafa mit seiner Familie sein Heimatland Afghanistan, weil sein Vater dort gegen die Taliban kämpfte und seine Stadt zu dieser Zeit mehrfach Bombenangriffen ausgesetzt war. Mostafas Familie reiste zunächst in den Iran. Als Flüchtling durfte Mostafa dort nicht zur Schule gehen und lernte deshalb privat Englisch, wobei er hierbei auch eine neue Schrift erlernen musste. Aber auch im Iran war die Lage für die Familie nicht sicher. Aus Angst vor einer Abschiebung und um seinem Sohn eine bessere Zukunft zu ermöglichen, schickte Mostafas Vater ihn deshalb auf den Weg nach Europa. Seine Reise führte den damals 15-jährigen Jugendlichen zunächst in die Türkei, dann per Schlauchboot nach Griechenland, wo er in einem Flüchtlingscamp untergebracht war, das er „wie ein Gefängnis" empfand. Von dort aus trat Mostafa zu Fuß seinen Weg über die sogenannte Balkanroute über Mazedonien, Serbien und Ungarn an, um schließlich nach Wien zu gelangen.

Im Interview, das er in bemerkenswert gutem Deutsch gibt, erzählt er, dass er zwar immer mit anderen Flüchtlingen unterwegs gewesen sei, diese letztlich für ihn aber auch nur Fremde waren. Wir erfahren von Übernachtungen auf der Straße oder Verstecken im Wald – ohne Essen und Trinken, aber auch von seiner ersten Eisenbahnfahrt von Wien nach München, die er - „Ich bin nicht schwarzgefahren" – auch bezahlt hat. In Deutschland gelangt Mostafa dann über Stuttgart nach Weinheim, wo er in einer Flüchtlingsunterkunft aufgenommen wird. Eine Dame übernimmt ehrenamtlich für den zu dieser Zeit noch minderjährigen Flüchtling die Vormundschaft, kümmert sich dabei um seinen Asylantrag und lernt zweimal wöchentlich mit ihm Deutsch.

„Für mich war es sehr wichtig, die Sprache gut zu lernen, damit ich Kontakt zu deutschen Menschen bekomme", berichtet Mostafa. „Zwar ist Deutsch eine sehr schwere Sprache, aber es fiel mir leichter, sie zu lernen, weil ich im Iran schon Englisch gelernt hatte." Mit berechtigtem Stolz kann Mostafa auf seine Deutschprüfung blicken, er hat den europäischen Level B1 mit der Note 1 bestanden! Aufgrund dieser tollen Leistung kann er nun sogar die Friedrich-Realschule besuchen, an der er bald seinen Hauptschulabschluss machen wird.

„Fächer wie Mathe, Bio, Chemie oder Physik fallen mir nicht schwer", betont der jetzt 18-Jährige. „Schwieriger sind da (deutsche) Geschichte oder auch Geographie – da gibt es so viele Fachausdrücke." So ganz nebenher hat Mostafa, der jetzt anderthalb Jahre in Deutschland ist, auch bereits drei Berufspraktika absolviert und wird nach seinem Schulabschluss eine Lehre als Zahntechniker beginnen. Von dort aus weiß er auch jetzt schon, wie es weitergehen soll: Er möchte seinen Meister machen und irgendwann Zahnmedizin studieren, was „nicht so einfach ist für Flüchtlinge, aber ich will lernen."

Das Wichtigste jedoch, betont Mostafa, ist es, dass er bei Familie Heyden eine feste Anlaufstelle und ein Zuhause gefunden hat, „denn jeder Mensch will zu einer Familie nach Hause kommen, die ihn kennt und versteht". Dort bekommt er Rückhalt und lernt er Sitten, Bräuche und das Alltagsleben in Deutschland kennen, was für ihn der wichtigste Schritt zur Integration ist. So freut er sich auch in diesem Jahr ganz besonders auf Weihnachten, obwohl dieses Fest in seiner Heimat nur von einer christlichen Minderheit gefeiert wird, der seine Familie nicht angehört. Augenzwinkernd verrät er uns, dass er sich schon so Einiges zum Fest gewünscht hat.
Der Wunsch, seine Familie möge auch bald in einem sicheren Land Zuflucht gewährt bekommen, ist jedoch sein größter. Mit seinen Eltern und seinem Bruder, die noch immer im Iran sind, hält er Kontakt per Telefon oder What's App. Besonders stolz ist er auf seinen kleinen Bruder, der jetzt genauso alt ist wie wir in der 8b. „Er kann schon sehr gut Englisch und kann deshalb schon mit Tom telefonieren."

Bevor sich Mostafa mit seinem Fahrrad auf den Weg nach Hause nach Hemsbach macht, appelliert er noch an uns: „Mein Bruder darf im Iran nicht in die Schule gehen. Er ist aber sehr fleißig und lernt, so gut er kann. Denkt daran, wenn ihr keine Lust auf Schule habt, denn wenn man nicht lernen darf, ist dies sehr schlimm."