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Von Chaos und Ordnung

Matheunterricht mal anders

Was tun, wenn eine Klassenarbeit geschrieben wird und anschließend eine Vertretungsstunde ansteht? Frau Schneider entschied sich für ein Experiment, an dem sie selber bei einer Fortbildung teilgenommen (und gestaunt) hatte. 

So traute die 6b ihren Ohren nicht, als sie die Aufgabenstellung bekam: Macht mit nur zwei Handgriffen das Klassenzimmer so unordentlich wie möglich! Einzige Bedingung: Es darf kein einziges Wort gesprochen werden. Das dabei entstandene Chaos durfte in einer "Nachräumzeit" nochmal erhöht werden, dieses Mal nach Anweisung durch die Klassenkameraden. Und dann?

Dann war's wie zu Hause: Das ganze Klassenzimmer musste wieder so hergerichtet werden, dass alle Schülerinnen und Schüler es als ordentlich empfanden.

Eigentlich also ein blödes "Spiel". Noch dazu weil es alle Klischees bediente: Die Jungen waren überwiegend fürs Chaos, die Mädchen in der Mehrheit für die Ordnung zuständig. Warum also das Ganze?

Zum einen, weil das Ergebnis bestätigte, was Verhaltensforscher bereits herausgefunden haben: Der Ordnungssinn des Menschen braucht Ebenmäßigkeit und klare Strukturen; alle Gegenstände wurden beim Aufräumen von den Schülerinnen und Schülern völlig symmetrisch im Klassenzimmer angeordnet. 

Zum anderen war da noch die anschließende Diskussion. Warum braucht der Mensch Ordnung? Woher kommt das Streben nach Symmetrie? Wie definieren wir Schönheit? Die Jungen und Mädchen besprachen, wie entlastend Ordnung sein kann, wie anregend dagegen das Chaos. Ruhe, Genauigkeit, Konzentration auf der einen, Bewegung, Gefühle und Kreativität auf der anderen Seite.

Symmetrie als Rückhalt oder Symmetrie als Korsett - diese Unterrichtsstunde hatte es in sich!

Einer hat es übrigens schon immer gewusst:

"Nichts kann existieren ohne Ordnung - nichts kann entstehen ohne Chaos." (Albert Einstein)