Molière in Mannheim
Es handelte sich um eine außerschulische Veranstaltung. An einem Sonntagnachmittag vor dem Fußball-EM-Endpiel. Auf dessen Teilnahme sich ganz Deuschland italienisch belächelte Hoffnungen machte.
Wer hätte gedacht, dass sich zwei achte Klassen von Frau Garen für einen derartig terminierten Theaterbesuch begeistern könnten?
Und doch - sie kamen (fast) alle. Schick sahen sie aus, ein leises Kribbeln lag in der Luft, man hat ihnen die neugierige Vorfreude schon angesehen!
Mit dieser Offenheit begegneten unsere Achter auch der recht modernen Version des Menschenfeind von Molière. Unterstrichen die Gesangseinlagen der Akteure und die Körperbeherrschung der hochhackigen Schauspielerinnen noch den Charakter der Komödie, so merkten unsere Jung-Germanisten durchaus, dass hinter allem Humoresken ein Thema steckt, das bis auf den heutigen Tag nichts an Aktualität eingebüßt hat.
Der Menschenfeind dieses Stücks ringt mit seinem Außenseiterdasein, einer Rolle, die er bewusst durch seine oft ungeschminkten Urteile über seine Mitmenschen eingenommen hat. Doch, ach, Alcestes Sehnsucht nach Leichtigkeit, nach Unbeschwertem und geselliger Gemeinschaft manifestiert sich in seiner Liebe zu Célimène, deren Frivolität nicht nur in ihm männliche Begierde weckt.
Am Ende des Stücks stehen beide Liebenden alleine da: Alceste, der in seiner unbedingten Ehrlichkeit authentisch bleiben möchte und Célimène, weil sie mit ihrer Unehrlichkeit genauso viele Menschen verletzt hat wie ihr Geliebter.
Bleibt die Frage: Wo endet Wahrhaftigkeit, wo fängt Behutsamkeit an? Was ist Lüge, was Schonungslosigkeit? Ein Spannungsfeld nicht nur für Teenager auf ihrem Weg zur Identitätsfindung.
Wir bedanken uns an dieser Stelle für die vielen positiven und bestärkenden Rückmeldungen von Elternseite!